Flugplatz Triengen
Man sagt, die Entstehung der meisten Schweizer Flugplätze lasse sich auf den Geist einiger weniger Pioniere zurückführen. Die Flying Ranch in Triengen macht dabei keine Ausnahme. Zufällig hatte Heinrich Müller sen. 1947 in Luzern an einem Rundflug teilgenommen, beschloss kurzum selber fliegen zu lernen und landete noch im gleichen Jahr im luzernischen Surental. Es war die Geburtsstunde des Flugplatzes Triengen.
Wer glaubt, der Entwicklung der Fliegerei würden erst in jüngster Zeit Steine in den Weg gelegt, irrt. Die Entstehungsgeschichte der Flying Ranch bis hin zum heutigen ausgewachsenen Schulbetrieb mit Infrastruktur, neuem Hangar und mechanischer Werkstätte ist geprägt von Gewitterstürmen mit Donnergrollen und Blitzschlägen.
Die Flying Ranch präsentiert sich nach sechs Jahrzehnten Geschichte mit Charme und unverwechselbaren Besonderheiten. Dazu gehört die gepflegte, wenn gleich kürzeste Start- und Landepiste der Schweiz.
Geschichte
1947 | Heinrich Müller sen., der Grossvater der heutigen Generation auf dem Flugplatz Triengen, nimmt zufällig an einem Rundflug teil, und wird vom Geist der Fliegerei gepackt. Der damalige Rössliwirt und Bauer lernt schliesslich bei Major Walter Laederach, einem Pionier der Schweizer Fliegerei, das Führen eines Flugzeuges auf der Allmend in Luzern. |
1947 | Erste Landung von Heinrich Müller sen. auf dem Moos in Triengen. Das Land scheint damals wertlos und muss aufwendig entwässert und zusammengelegt werden. Es ist die Gründungszeit des Flugplatzes Triengen. |
1948 | Der erste Piper mit der Immatrikulation HB-OCF wird unter zwei Eichenbäumen im Moos stationiert, um das Flugzeug bei Gewittern und der Gefahr von Blitzschlägen gleich wieder loszubinden. Beim Piper handelt es sich um einen ehemaligen Aufklärer der Amerikaner, der nie mehr zurücktransportiert wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt werden die Flugzeuge in Luzern gemietet und dienen vom Bauernhof in Triengen aus, um Rundflüge mit Verwandten und Bekannten durchzuführen. Ein Start oder eine Landung mit dem «Rössliheiri» am Steuer gilt als Attraktion und jedesmal scharen sich Menschen auf dem Moos zusammen. Jeder in Triengen kennt ihn und sein Flugzeug. |
1948 | Ein erster Hangar muss aus Sicherheitsgründen mit vier Traktoren verschoben werden. Die Aktion misslingt, der Hangar stürzte ein, Heiri Müllers Helfer, Franz Tanner bricht sich dabei ein Bein. Das Flugzeug bleibt unter den Trümmern begraben. Inzwischen besorgt man sich einen Ersatz. Der Vater und der Onkel der heutigen Generation lernen das Fliegen schnell. Beide probieren in Abwesenheit von Heiri Müller sen. zuerst das Rollen, dann das Hüpfen bis zu ersten Flügen. Damit die heimlich geflogenen Versuche nicht auffallen, wird der Treibstofftank anschliessend mit Benzin aus dem Traktor nachgefüllt. Die Flugzeuge fliegen noch mit gewöhnlichem Fahrzeugtreibstoff. |
1949 | Die Piper geht am Karfreitag bei einer Notlandung im Entlebuch zu Bruch. Heiri Müller und Franz Tanner kommen mit einem Schrecken und einigen zerrissenen Kleidern davon. Aus Ersatzteilen eines anderen «Vogels» wird die Piper wieder flugtüchtig gemacht. |
1950 | Auf dem Gelände des heutigen Flugplatzes entsteht ein Landwirtschaftsbetrieb. |
1952 | Ein Wirbelsturm zerstört den Hangar erneut. |
1956 | Ein Fehlstart in Reinach/AG endet mit einer Bruchlandung im Kartoffelfeld. |
1963 | Aus dem Duo Heiri Müller, Franz Tanner wird mit dem neuen Partner, Franz Müller, ein Trio. |
1964 | Ein grösserer Hangar wird erstellt. |
1965 | Triengen wird für die Luzerner und Aargauer Piloten zum Stammflugplatz. Er besteht weiterhin aus einer Graspiste. |
1966 | Nach Erledigung zahlreicher Einsprachen (wegen Fluglärm/Strassenverhältnisse /Drainageleitungen/Güterzusammenlegungen) kann endlich eine Hartbelagpiste gebaut werden. Der befreundete Strassenbauer Josef Zimmermann hilft. |
1967 | Die Hartbelagpiste kann eingeweiht werden. |
1968 | Der fliegende Bauernhof feiert einen Internationalen Flugtag. |
1969 | Fliegertaufe mit einer Radio DRS-Direktsendung, gestaltet von Wysel Gyr. |
1969 | Der Onkel der heutigen Generation, Franz Müller, gründet die Flugschule „Flying Ranch Triengen». |
1970 | Franz Müller, verunfallt während seiner Fluglehrtätigkeit tragisch. Man entschliesst sich, den Flugbetrieb weiterzuführen. |
1973 | Der Begründer und Pionier des Flugplatzes Triengen, Heiri Müller sen., stürzt zusammen mit einem Fliegerkollegen auf dem Flugplatz Hasenstrick ab. Er überlebt den Unfall nicht. Sein Sohn Heinrich führt den Flugplatz alleine weiter. Es werden Fluglehrer eingestellt, um die Flugschule weiter zu betreiben. Die Fallschirmspringer wählen die Flying Ranch zu ihrem Heimatflugplatz. |
1979 | Der Flugplatz wird immer mehr zum Ausflugsziel. Aber mit dem Erfolg kamen auch die Gegner. Im Bestreben um ein erträgliches Immissionsmass führt der Flugplatz als Selbsteinschränkung die Mittagsruhe ein. Von 12:00 bis 14:00 sind keine Starts mehr erlaubt. Der Kampf um die Existenz des Flugplatzes geht weiter. |
1989 | Bruno und Heinrich Müller jun. übernehmen die Leitung des Flugplatzes. Bruno führt seither den Flugplatz in fliegerischen Belangen, Heinrich leitet die Restaurationsbetriebe. Bruno Müller erwirbt zur Ausübung seiner neuen Aufgabe den Fähigkeitsausweis für Flugzeugmechaniker und den Fluglehrer-Titel. |
1994 | Nach langem Hin und Her kommt es in Triengen zu einer Volksabstimmung mit Rekordbeteiligung, wobei sich zeigt, dass ein Grossteil der Bevölkerung hinter dem Flugplatz und der Unternehmerfamilie Müller steht. Das Gelände kann umgezont werden, was die Möglichkeit schafft, einen neuen Hangar mit Werkstatt zu bauen. Ein 20-jähriger Wunsch geht damit in Erfüllung und ein langer Existenzkampf nimmt eine Wende. |
1997 | Der Flugplatz kann sein 50-jähriges Bestehen feiern. |
2010 | Die Piste wird von 395m auf 570m verlängert. Zugleich entsteht ein Hartbelag Parkplatz für 12 Flugzeuge und ein Rollweg. Zusätzlich wird ein Hangar inkl. öffentlich zugänglicher Aussichtsterrasse erbaut. |
2017 | Neue Tankstelle mit drei Zapfsäulen wird erbaut und eingeweiht. Ein weiterer Hangar wird angebaut. |